Es gibt Kunden, die so gar keine Ahnung davon haben, wie ihre Kerze gestaltet sein soll. Und es gibt Kunden die eine klare Vorstellung haben. Und das stellt mich manchmal vor großen Herausforderun-gen. So auch in diesem besonderen Fall.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein Portugiese heiratet eine Spanierin in Deutschland – so weit so einfach. Frau Holtschlag wollte dazu die passende Kerze verschenken. So kam sie im Sommer 2017 zu mir ins Atelier: „Mir schwebt da etwas Länderübergreifendes vor. Er aus Portugal, sie aus Spanien und kennengelernt haben sie sich in Deutschland. Kann man eine Kerze mit den Landesfahnen gestal-ten?“ – „Ja, das geht. Vorausgesetzt die Wappen in den Kerzen lassen sich mit Wachs darstellen.“ Die Herausforderung beim Wachsverzieren liegt darin, dass ich das Wachs nicht so filigran modellieren kann, wie z. B. ein feiner Haarpinselstrich malt.
Wir sahen uns die Landesfahnen von Portugal und Spanien näher an. „Die Symbole sind schon sehr filigran“, stellte ich nach genauer Betrachtung fest. „So detailliert werde ich sie nicht darstellen kön-nen.“ - „Die Idee finde ich aber sehr schön. Versuchen Sie mal, wie fein sie es hinbekommen. Be-kommen drei Fahnen auf diese Kerze?“ Sie hatte sich für eine Kerze mit den Maßen 200 x 70 mm (h x d) in Elfenbein entschieden.
Ich war nicht so begeistert, da sich der Platz für die Wappen in Grenzen hielt. „Und dazwischen möchte ich gern das Hochzeitsdatum und „Ja“ bzw. „Sí“ haben.“ Ich malte ihr einen kleinen Entwurf auf. „Ja“, rief sie begeistert, „so habe ich es mir gedacht.“ Mit zunächst ge-mischten Gefühlen habe ich den Auftrag angenommen.
Ich druckte mir die beiden Fahnen in für die Kerze passende Größe aus, teilte die Kerze entsprechend ein, damit die Vorderseite gut gefüllt und gleichmäßig aussah. Außerdem musste zwischen den Fahnen Platz für die Beschriftung sein. Den Grund der beiden internationalen Fahnen und die deutsche Fahne waren nicht das Problem.
Auch blieb genügend Platz für „Ja/Sí“ und dem Hochzeitsdatum. Aber die Feinheiten in den Wappen waren sehr aufwändig. Aber es machte mir auch großen Spaß, denn man wächst mit seinen Aufgaben. Gut, das man der fertigen Kerze nicht ansieht, dass sie so ar-beitsintensiv war.
Jedenfalls war Frau Holtschlag mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Die Kerze entsprach genau ihren Vorstellungen und ich hatte wieder einmal eine ganz individuelle Kerze gezaubert.